Start Erzgebirge Zu viel Schlaf macht depressiv
Artikel von: Sven Günther
25.12.2019

Zu viel Schlaf macht depressiv

Kristin Baumann wird von Dr. Stiller für die Tests im Schlaflabor verkabelt. Foto: Helios Klinikum Aue

Lernen Sie richtig schlafen

Aue. Es ist allgemein bekannt, dass sich Alkohol zwar als Einschlafhilfe eignet, aber seinen Wirt nicht in den Tiefschlaf kommen lässt. Auch bekannt ist, dass ausreichend Sport und Bewegung und fettarmes Abendessen zu einem gesunden Schlaf führt, aber nur wenige wissen, dass nicht nur der Tiefschlaf im Alter abnimmt, sondern auch die Fähigkeit zum Träumen.
„Neugeborene träumen am meisten“, verrät Dr. Olaf Stiller, Chefarzt der Station für Pneumologie des Helios Klinikums Aue, in der ein fast schon luxuriöses Schlaflabor mit Einzelbettzimmern eingerichtet ist. Etwa 80 Prozent der dort im Schlaf sehr tiefgreifend überwachten Patienten leiden an dem sogenannten Schnapp-Atem-Syndrom, dem Phänomen, wenn Schnarcher plötzlich Atemaussetzer haben.
„Wir haben ein buntes Bild an Patienten. Manchmal kommen auch Menschen zu uns, die nachts aufwachen und vor lauter Gedanken und Sorgen nicht wieder einschlafen können“, so Dr. Stiller. Der Schlafforscher bemängelt hier das Angebot an Psychotherapeuten, die in nur wenigen Sitzungen eine solche Verhaltensstörung korrigieren könnten. „Manchmal reicht es schon aus, wenn die Patienten ihren Mittagsschlaf auf etwa sieben Minuten verkürzen, nach 22 Uhr keinen Sport mehr machen und abends auf das schädliche Blaulicht am Smartphone oder Computer verzichten“, rät Dr. Stiller.
Sogenannte „Kurz-Naps“, also Kurzschlafeinheiten bis zu zehn Minuten, sind reine Trainingssache, die auch Stiller erlernen musste, der, wie viele andere auch in der Region, seit vielen Jahren mit einem Drei-Schicht-System zurecht kommen muss. Die Schlafforschung ist hier ein Ausgleich für seine Arbeit auf der Lungenstation. „Es gibt noch einen Fehler, den viele Menschen machen“, sagt Dr. Stiller, der seinen Humor bei der manchmal recht emotional belastenden Arbeit nicht verloren hat, „Schlaf kann man nicht nachholen und am Wochenende länger zu schlafen, macht nicht fitter, sondern depressiv. Darum kommen viele Menschen an Sonntagen auch nicht in die Gänge.“ So verlockend das Ausschlafen am Wochenende also ist, man sollte es tunlichst vermeiden, um seiner Psyche einen Gefallen zu tun. sch