Start Mittelsachsen Zukunftsvision für das alte Gerichtsgebäude in Hainichen
Artikel von: Redaktion
27.11.2015

Zukunftsvision für das alte Gerichtsgebäude in Hainichen

Marco Antonio Garcia de Morena, einer der beiden spanischen Investoren, blickt positiv in die Zukunft des ehemaligen Gerichts in Hainichen. Foto: Roman Pfüller
Marco Antonio Garcia de Morena, einer der beiden spanischen Investoren, blickt positiv in die Zukunft des ehemaligen Gerichts in Hainichen. Foto: Roman Pfüller

Hainichen. Nach der Rettung des ehemaligen Amtsgerichtes durch einen spanischen Investor Ende August des Jahres steht nun bereits ein erster Mieter für eine Etage des Gebäudekomplexes fest. „Ein Buchhaltungs-Unternehmen aus der Region wird seine Räumlichkeiten dort beziehen“, sagte Marco Antonio Garcia de Morena, einer der beiden Brüder aus Madrid, die in die Immobilie investierten. Er war heute mit der Dolmetscherin, Frau Birgit Ackermann, zu einem Pressegespräch bei Bürgermeister Dieter Greysinger erschienen.
Ihre Firma Armentum GmbH mit Sitz in Berlin, die Jesús Manuel und Marco Antonio Garcia de Morena gegründet haben, investiert ganz speziell auf dem sächsischen Immobilienmarkt. „Wir hoffen, dass wir eine Art Vorreiterolle spielen und noch weitere Investoren nach Sachsen locken“, führte Marco Antonio Garcia weiter aus.

Die Architektur des Gerichtsgebäudes und die komplett sanierten und klimatisierten Räumlichkeiten bieten enormes Potenzial. Foto: Roman Pfüller
Die Architektur des Gerichtsgebäudes und die komplett sanierten und klimatisierten Räumlichkeiten bieten enormes Potenzial. Foto: Roman Pfüller

„Wir haben erst selbst überlegt, als Stadt das historisch bedeutsame Gebäude zu kaufen“, so Bürgermeister Dieter Greysinger. „Aber für uns wäre das unwirtschaftlich gewesen, da wir maximal eine Etage als Archiv hätten nutzen können.“
Die anfängliche Skepsis wegen des spanischen Investors wich seitens der Stadtverwaltung recht schnell. „“Wir haben hier in Hainichen schon so manche schlechte Erfahrung mit ausländischen Investoren gemacht“, erklärt der Bürgermeister, „Aber die beiden Herren haben von vorneherein den Kontakt zu mir und der Stadtverwaltung gesucht, sodass die Investition keine reine Spekulation sein konnte.“
„Bis August 2014 hatten wir keine Ahnung, wo Hainichen überhaupt liegt“, sagte Marco Antonio Garcia, „aber wir haben uns sofort in die Architektur des Gebäudes und in die Lage hier verliebt. Auch der Erhaltungsstatus dieses stadthistorischen Gebäudes ist beispielhaft und war ein weiterer Grund für uns zu investieren. Man sieht dem Gebäude seine einstige Bedeutung noch immer an.“ Der Mitbewerber im Bieterverfahren, ein Investor aus Frankfurt am Main, wollte im Gebäude eine Unterkunft für Asylbewerber einrichten. „Da wir hier in Hainichen bereits 218 Asylbewerber und Flüchtlinge haben und in Mobendorf auch noch 240 Menschen untergebracht sind, war für uns als Stadt das Konzept der Spanier wesentlich atraktiver“, erklärte Dieter Greysinger, „denn wir als Stadt haben unser Soll hinsichtlich der Unterbringung erst einmal erfüllt. Jetzt sind da vorranging andere Kommunen gefragt.“

Der ehemalige Gefängnistrakt bietet die Möglichkeit einer völlig anderen, entkoppelten Nutzung. Foto: Roman Pfüller
Der ehemalige Gefängnistrakt bietet die Möglichkeit einer völlig anderen, entkoppelten Nutzung. Foto: Roman Pfüller

„Wir waren auf der Suche nach erhaltenswerten Gebäuden und langfristigen Investitionen. Ein Grund für unsere Entscheidung war auch die relativ konstante Einwohnerzahl in Hainichen“, so der spanische Investor. „In anderen Orten sieht diese Entwicklung ja dahingehend äußerst negativ aus. Ein großes Plus war und ist ebenfalls die infrastrukturelle Anbindung und die Lage zwischen Chemnitz, Dresden und Leipzig.“
„Momentan sind wir auf der Suche nach weiteren Interessenten, die sich in die Räumlichkeiten einmieten wollen“, führte Marco Antonio Garcia weiter aus. „Wir haben hier in Hainichen einen großen Ärztemangel“, hakte Bürgermeister Dieter Greysinger an dieser Stelle ein. „Die Räumlichkeiten und die Architektur würden sich ideal für ein Ärztehaus oder ein Ambulantes OP-Zentrum anbieten. Und ein Arzt, der sich hier bei uns niederlässt, bekommt immerhin eine Anlauf-Prämie von 60.000 Euro.“

Die Zellen im Kellergeschoss des Gerichtsgebäudes sind ebenfalls in komplett saniertem und modernisiertem Zustand. Foto: Roman Pfüller
Die Zellen im Kellergeschoss des Gerichtsgebäudes sind ebenfalls in komplett saniertem und modernisiertem Zustand. Foto: Roman Pfüller

Für eventuell auftretende Probleme und Fragen sicherte Bürgermeister Greysinger den beiden spanischen Investoren seine volle Unterstützung zu: „Wir helfen, wo wir können, um das Objekt mit Mietern zu füllen. Bei den noch offenen baulichen Fragen, zum Beispiel hinsichtlich des zweiten Rettungsweges, werden wir ebenfalls unterstützend tätig werden und versuchen, das Gleichgewicht zwischen machbaren und sinnvollen sowie erhaltenden Maßnahmen zu wahren.“
Eine Investition scheint hierzulande doch so einige Schwierigkeiten und Widrigkeiten zu bergen. „In Düsseldorf oder Berlin werden die Entscheidungen schneller und unkomplizierter getroffen“, erzählte Marco Antonio Garcia. „Hier in Sachsen hat man eher das Gefühl, ausgebremst zu werden. „Die Entscheider und Behörden müssen oder wollen sich erst nach allen Seiten abgesichert wissen. Man gewinnt auch den Eindruck, dass hier etwas die Initiative der Leute fehlt, und sie haben Misstrauen und Vorbehalte.“

Die Architektur des ehemaligen Gefängnis-Traktes bietet tolle Möglichkeiten, stellt jedoch auch eine Aufgabe für zukünftige Nutzungskonzepte dar. Foto: Roman Pfüller
Die Architektur des ehemaligen Gefängnis-Traktes bietet tolle Möglichkeiten, stellt jedoch auch eine Aufgabe für zukünftige Nutzungskonzepte dar. Foto: Roman Pfüller

Sowohl der Bürgermeister als auch der spanische Investor waren sehr zuversichtlich gestimmt, was die Zukunft des alten Amtsgerichts anbetrifft. „Vielleicht kann man ja auch den ehemaligen Gefängnistrakt entkoppeln und einer gänzlich anderen Nutzung zuführen“, so der einstimmige Tenor der Beiden. Das architektonisch reizvolle Gebäude mit dem Lichthof und den einzelnen Zellen stellt dabei mit seinem Potenzial eine nicht unwesentliche Herausforderung dar. Vielleicht kann man hier ja auch den Geschichte & Mittelalterverein Hainichen einbinden. Eine Vertrauensperson des Vereins habe dahingehend bereits ein erstes Gespräch geführt.

Eine der Gefängnis-Zellen ist sogar als zeitgeschichtliches Zeugnis noch in historischem Urzustand belassen und rekonstruiert worden. Foto: Roman Pfüller
Eine der Gefängnis-Zellen ist sogar als zeitgeschichtliches Zeugnis noch in historischem Urzustand belassen und rekonstruiert worden. Foto: Roman Pfüller

Hainichen hatte bis 2013 ein eigenständiges Amtsgericht. Bis dahin saßen in dem Gebäude in der Gerichtsstraße das Zivil- und Strafgericht. Danach war das Amtsgericht aufgrund der Gebietsreformen der sächsischen Regierung zu einer Zweigstelle des Döbelner Amtsgerichtes geworden. Das Zivilgericht verblieb in der Hainichener Zweigstelle des Döbelner Amtsgerichts. Das Zivilgericht zog 2014 in den zweiten Hainichener Standort an der Friedelstraße 4.  Seit September 2014 stehen die Gebäude in der Gerichtsstraße leer.