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Artikel von: Redaktion
28.06.2019

Zwickauer Kandidaten im Diskurs

Sprachen über ihre Zielstellungen zur Landtagswahl:  Mario Pecher (SPD), Franziska Laube (B90/ Die Grünen), Gerald Otto (CDU), René Hahn (Die LINKE), Prof. Dr. Stefan Kolev (FDP) (v.l.). AfD-Kandidat Wolfram Keil war nicht anwesend. Foto: Alice Jagals

Zwickau. Das zweite Wahlforum im Landkreis unter Federführung der Landeszentrale für politische Bildung stand am Donnerstagabend im Alten Gasometer an. Den Wahlkreis 7/ Zwickau 3 umfasst das Stadtgebiet explizit Marienthal, Brand und Reichenbacher Straße. Die Kandidaten sind Mario Pecher (SPD), Franziska Laube (B90/ Die Grünen), Gerald Otto (CDU), René Hahn (Die LINKE), Prof. Dr. Stefan Kolev (FDP). AfD-Kandidat Wolfram Keil ist nicht anwesend gewesen.

An diesem Abend äußerten sich die Kandidaten zu den Themen Straßenbau, ÖPNV, Klimawandel und Bildung. Hier ein kurzer Überblick:

Straßenbau/ ÖPNV
Prof. Dr. Stefan Kolev ist der Meinung, dass in den vergangenen 30 Jahren sehr viel im Straßenbau passiert sei und setzt daher auf den Erhalt der bereits vorhandenen Substanz. René Hahn will in erster Linie mehr Radwege sehen. Daher sieht er beispielsweise den Bau der Innenstadttangente in Zwickau als positiv an, da dann der Autoverkehr herausgebracht werde. Die Straßen etwa durch eine Reduzierung des Individualverkehrs zu entlasten steht für Franziska Laube im Vordergrund, „dennoch muss man sich den ÖPNV, bei dem ein Kurzstrecken-Ticket schon 2,20 Euro kostet, auch leisten können“, erklärte sie. Die Antworten darauf, ob ein Zusammenschluss der fünf Verkehrsverbünde sinnvoll wäre, waren gespalten. Mario Pecher sagte, dass es bereits ein Fortschritt sei, das Ausbildungsticket geschaffen zu haben. Ein Zusammenschluss mache zwar keinen ärmer oder reicher, aber man wolle es angehen, allein, um alles einheitlicher zu gestalten. Mehr Transparenz wünscht sich hierbei auch René Hahn. Außerdem plädiert er für Bürgertaxis, um den ÖPNV mehr Menschen zur Verfügung zu stehen. Weder Gerald Otto noch Stefan Kolev sprechen sich für einen Zusammenschluss aus. „Einzelne wissen eher, wo der Schuh drückt und wenn der ÖPNV kostenlos ist, muss das nicht bedeuten, dass er dann auch etwas taugt“, sagte Otto.

Klima/ E-Mobilität
Dass man etwas gegen den Klimawandel unternehmen muss, darin sind sich die Kandidaten einig. Allerdings scheiden sich die Geister, wenn es darum geht, ob es Sinn mache, in Sachsen darüber zu diskutieren. „Das sind komplexe Phänomene, da werden wir in Sachsen den Effekt nicht erzielen“, sagte Gerald Otto, der zudem betonte, dass Plastik beispielsweise vor allem in Ländern der dritten Welt ins Meer gespült werde.  Der Ausstieg aus der  Braunkohleindustrie im Jahr 2038 sei gut, aber in den Nachbarländern wie Tschechien wird beispielsweise am Ausstieg aus der Atomenergie nicht gedacht. Pecher betont, dass man Vorreiter sein und Technologien schaffen müsse, um diese in die Welt rauszutragen. Die Forschung brauche dazu allerdings Jahrzehnte, fügte Kolev hinzu. Dass man  vor allem erstmal klein anfangen sollte, davon sind Franziska Laube und René Hahn überzeugt. So könne man beispielsweise den Artenbestand an Bäumen überarbeiten. Schließlich bräuchten Nadelbäume mehr Wasser als Laubbäume. „Einen schnelleren Ausstieg aus der Kohle kann man sich wünschen. Doch ein sofortiger Ausstieg aus der Atom- und Kohleenergie funktioniert nicht sofort“, bekräftigte Kolev. Zudem werde der Wandel für alle „wahnsinnig teuer“.

In Sachen E-Mobilität ist man sich fast einig. Bis auf Gerald Otto würde sich keiner der Kandidaten ein Elektroauto anschaffen. „Es ist sicher eine Brückenlösung. Doch sollte man VW jetzt den Rücken stärken“, argumentierte Otto. Franziska Laube fügte hinzu, dass die E-Mobilität allein das Problem nicht lösen werde.

Bildung
Dass es in Sachsen zu wenig Lehrer gibt, ist bekannt. „Und diesen Fakt haben Schwarz/ Gelb lange verpennt“, kritisierte Mario Pecher. Der ländliche Raum müsse vor allem attraktiver gestaltet werden. Für die Innenausstattung seien immerhin der Landkreis und die Kommunen bzw. die freien Träger in der Verantwortung. Franziska Laube, selbst Lehrerin, wurde in Sachsen nicht angenommen, ging stattdessen nach Baden-Württemberg und Thüringen. Dort sei es moderner und die Bezahlung besser. In Sachsen herrsche ein absolutes Personalproblem. Das mache zudem Inklusion schwierig. Stunden würden ausfallen und vor allem Fächer wie Ethik würden zurückgestellt werden. Gerald Otto selbst meint, dass es in Zwickau noch längst keinen Notstand gebe. Kolev, der an der WHZ lehrt, ist zudem zufrieden mit dem Wissen der Studenten. Meint aber auch, dass die bayerischen Schüler mehr für ihre Noten leisten müssen als die sächsischen. Dennoch sei er sehr zufrieden mit dem mitgebrachten schulischem Wissen.

Weiterhin setzt sich Laube für akademische Zweige in der Kita-Ausbildung ein. Zudem koste die Ausbildung noch zu viel Geld, was Mario Pecher mit einem Kopfschütteln verneinte. René Hahn sieht mehr Bewerber, wenn sich die Ausbildung verkürzen würde, auch mehr Männer dafür zu begeistern wären und bewusst Migranten angesprochen werden würden. Gerald Otto will Schulgelder in sozialen Berufen abschaffen. aj